Hier ein Denkanstoß.

Ich bin Rattenliebhaber seit meiner frühen Kindheit. Leider durfte ich in meinem Elternhaus keine Ratten halten. Mein Vater ekelte sich davor. Deshalb hielt ich immer die kleineren Verwandten, die Mäuse, in meinem Zimmer. Das war auch für meinen Vater ok. Ich liebe und respektiere alle Tiere. Die Ratten aber im Besonderen. Einfach wegen ihres unglaublich sozialen Charakters und ihrer Liebenswürdigkeit.

Irgendwann war es dann so weit.

Meine erste Ratte habe ich mir mit meinem damaligen Partner gekauft. Aus einer Futtertierzucht. Wir hatten damals keine Ahnung, wo man am Besten Ratten kaufen konnte. Liebhaber / Züchter waren rar oder gar nicht vorhanden. So haben wir zwei Tiere bei einem Futtertierzüchter für wenig Geld gekauft, die, wie sich leider herausstellte, unterschiedlichen Geschlechts waren. Wir haben dann das Männlein Salsa, beim Tierarzt kastrieren lassen. Das Weibchen war, vermutlich aufgrund von Inzucht, von Anfang an krank. Sie hieß Gizmo, da wir ja eigentlich zwei männliche Tiere gekauft hatten. Gizmo’s Zähne wurden nicht auf natürlichem Wege abgewetzt. Deshalb mussten wir regelmäßig zum Arzt, der ihre Zähne gekürzt hat. Die beiden bekamen von uns Grießbrei, da Gizmo nicht richtig fressen konnte. Beide Ratten wurden sehr zahm und machten uns trotz ständiger Arztbesuche und Kosten viel Freude. Bis eines Tages beschlossen wurde, Gizmo’s Zähne vom Tierarzt ziehen zu lassen, weil sie sehr unter der Prozedur des Stutzens litt. Bei der Narkose ist sie dann leider verstorben. Sie war ca. 1,5 Jahre alt. Der Tierarzt stellte fest, dass ihr Kiefer derart verformt, bzw. komplett offen war, sodass das arme Tier wohl unter ständigen Schmerzen litt, weil sich dort sämtliche Essensreste angesammelt hatten. Das haben wir nicht gewusst. Gizmo litt still vor sich hin. Der Tierarzt war froh, dass ihm die Entscheidung abgenommen wurde.

Salsa war nun allein und hat darunter sehr gelitten. Ihm war sehr wohl bewusst, dass Gizmo nicht mehr da war. Ich habe ihn ständig bei mir getragen, wie es meine Zeit zuließ, trotzdem machte er immer einen traurigen Eindruck. Er wurde nun auch öfter krank. Wir haben ihm dann eine Gefährtin besorgt. Aus der lokalen Zeitung. Wir hatten die Nase voll von angeblichen Züchtern, die eh nur Schlangenfutter produzieren wollten und denen der Gesundheitszustand der Tiere egal war.

Wir haben es nur gut gemeint!

Und so kauften wir eine kleine beigefarbene Hooded. Schon bei der Abholung biss sie durch die Gitterstäbe in meinen Finger. „Die braucht noch etwas Erziehung“, sagte man uns, "wenn sie draußen ist, beißt sie nicht." Wir immer noch ziemlich dumm, glaubten dies.
Eine Woche später stellte sich heraus das Chilli, wie wir sie nannten, in ihrem zarten Alter schon Babys bekam, und so gar nichts mit uns und Salsa zu tun haben wollte. Sie biss zu, sobald sie irgendetwas von uns zu packen bekam. Die Babys hat sie, bis auf wenige die eh tot waren, aufgefressen. Eines blieb übrig. Das habe ich mit der Flasche 10 Tage lang alle zwei Stunden, mit Babybrei gefüttert. Es war ein Böckchen, ich habe es Charly genannt. Jedes mal hat mir Chilli in die Finger gebissen, wenn ich das Baby herausgeholt habe. Meinen Salsa mochte sie auch nicht. Das hat mich zermürbt. Als ich zur nächsten Fütterung, nachts gegen 03:00 Uhr das Baby aus dem Käfig holen wollte, war es weg. Ich habe alles abgesucht, sie hat es gefressen, mit Haut und Haar. Ich war zutiefst entsetzt und erschüttert. Ich wollte es ihr ja nicht wegnehmen, sie sollte es warm halten. Deshalb hab ich es immer wieder zurückgelegt. Sie hatte leider keine Milch.
Ich hab es so bereut.
Mein Partner wollte Chilli nach dieser Tat einfach aussetzen. Das brachte ich nicht übers Herz. Das arme Tier konnte ja schließlich nichts dafür. Kein Lebewesen wird böse geboren. Ich habe mit dem hiesigen Tierheim gesprochen. Die haben die kleine Maus dann aufgenommen und mir versprochen, sie nicht zu vermitteln. Sie hat mir die Finger bis auf die Knochen blutig gebissen, und es war keine Besserung in Sicht, egal, was wir auch versuchten.
Wir haben dann für Salsa aus einem Zoogeschäft Taco gekauft. Die war lieb zu uns und auch zu Salsa. Sie ist aber leider nie richtig zahm geworden. Salsa ist dann wenig später, vermutlich an dem Kummer um seine verlorene Gizmo, gestorben. Er ist nach dem Tierarztbesuch auf meinem Arm elendig erstickt. Er ist noch nicht mal zwei Jahre alt geworden.

Ich will mit dieser Geschichte deutlich machen, dass es sehr wichtig ist, dass es gewissenhafte Züchter gibt, die auf Gesundheit und Charakter der Tiere züchten. Es wird soviel Schindluder getrieben. Menschen kaufen aus Unwissenheit Tiere, die aus Inzuchten o.ä. stammen. Tiere, die von Geburt an krank sind. Genauso wichtig ist ein guter Tierarzt.
Nicht alle Tierärzte kennen sich gut mit den Arzneimittel resistenten Tieren aus.
Als bei Taco damals ein Tumor aus der Körperseite wuchs, bin ich zu einem Tierarzt gefahren. Der meinte, er würde das Tier nur einschläfern aber nicht operieren. Er fand das wohl unter seiner Würde. Ich war fassungslos.
Man kann sehr schnell den Spaß an diesen wundervollen Kreaturen verlieren, wenn man bissige oder kranke Tiere erwirbt. Ratten sind beeindruckende Geschöpfe. Sie sind extrem sozial und werden sehr schnell zutraulich, obwohl sie den Menschen doch lebenslänglich meiden sollten. Verschrien als Krankheitsüberträger. Krankheiten, die von Menschen stammen.

Hier ein Beispiel:

Ein Rattenbau ist so aufgeteilt, dass die Mütter mit ihren Jungen in der Mitte wohnen. Wenn eine Mama auf Essenssuche geht, werden die Babys auch von den Tanten und anderen Müttern gesäugt. Um die Mütter herum wohnen die Junggesellinnen und die älteren Böcke. Den Außenkreis bilden die Jungböcke. Sie sind am ehesten zu entbehren und sind Vorkoster, Späher und zusammen mit den erfahrenen Böcken auch Soldaten. Mir ist der Spaß an diesen wundervollen Tieren nicht vergangen. Das wäre auch sehr schade. Ich würde ihre liebenswerte Art und ihr nettes Wesen doch sehr vermissen. Sie haben immer irgendwelche Dummheiten im Kopf, verblüffen uns mit ihrer großen Intelligenz und bringen uns ständig zum Lachen. Sie haben ganz weiches kuscheliges Fell und sind schön warm und anschmiegsam. Wenn man sie in die Hand nimmt vibrieren sie ganz leicht. Man spürt das Leben und die Energie in dem kleinen Geschöpf.

Hier noch eine wahre Geschichte zum Schluss:

Es war einmal ein Bauer, der hat es sich zum Zeitvertreib gemacht, aus seinem Fenster im 2. Stock mit seinem Luftgewehr auf Ratten zu schießen.
Er war damit recht erfolgreich.
Eines Tages lag er wieder auf der Lauer. Er visierte zwei Ratten an, die eng nebeneinander über seinen Hof spazierten. Sie waren auffällig langsam. Das machte den Bauern stutzig. Trotzdem feuerte er auf die beiden Ratten und traf eine von ihnen. Als die andere nun sitzen blieb, anstatt weg zu rennen, wollte er genau wissen, was da los war. Er legte sein Gewehr zur Seite und ging hinunter in den Hof, auf die Ratten zu. Die eine war tot, die andere rannte immer noch nicht weg, obwohl der Bauer schon sehr nahe war. Als er direkt vor dem Tier stand konnte er sehen, warum sie nicht flüchtete. Sie war blind. Ihre Augen waren komplett trüb. Sie hielt einen Halm aus Stroh im Maul. Das andere Ende hielt die tote Kameradin noch zwischen ihren Zähnen. Sie war ohne ihre Blindenführerin hilflos. Die hatte sie über den Hof geführt. Jetzt, wo sie tot neben ihr lag, wusste sie nicht mehr, in welche Richtung sie gehen musste. Der Bauer war sprachlos. So etwas hatte er in seinem ganzen Leben noch nicht gesehen. Als er sich wieder gefangen hatte, erschlug er das blinde hilflose Wesen mit dem Spaten.
Denkt einfach mal darüber nach und vielleicht könnt ihr es etwas besser machen.